Vor einigen Wochen traten wir mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit, der unzählige Male geteilt und verbreitet wurde. Wir sind überwältigt, wie viele Menschen uns unterstützt haben und dies weiterhin tun.  Durch eure Unterstützung gelang es uns nicht nur, unser Spendenziel zu erreichen. Wir sind sogar übers Ziel hinausgeschossen. An dieser Stelle möchten wir darüber aufklären, wie die aktuelle Lage (bei uns und im Kulturbetrieb) aussieht, warum das Import Export neben öffentlichen Fördergeldern auf Spenden angewiesen ist und welche Art von Ort wir für die Stadt, für euch und mit euch sein möchten.

Wie ist aktuell die Lage im Kulturbetrieb?

Aktuell steigen alle Kosten, die sich um einen Betrieb wie den unseren sammeln. Beispielsweise sind die Reise- und Unterbringungskosten für Künstler:innen in die Höhe geschnellt und haben nichts mehr mit den Zahlen in den Kalkulationen von Anfang des Jahres zu tun. Damit unsere Mitarbeiter:innen, Dozent:innen, Veranstalter:innen, Techniker:innen (um nur ein paar von den Akteur:innen zu nennen) ihre eigenen, durch die Inflation erhöhten Ausgaben bezahlen können, müssen wir Honorare, Gagen und Gehälter anpassen. Auch gibt es eine nachvollziehbare Steigerung in den Gagenvorstellungen der Künstler:innen, weil sie einen Ausgleich zu generell gestiegenen Kosten schaffen müssen.
Zudem fehlen uns finanzielle Mittel durch Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Seit der Lockerung der Corona-Regeln läuft wider Erwarten der Kartenverkauf bei vielen kleinen Veranstaltungen oft schleppend; die Zuschauerzahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Die Stimmen von einem Kulturkollaps in wenigen Monaten werden zahlreicher.
Um Kosten zu sparen, müssen wir Prioritäten anders setzen. Weil es in der aktuellen Situation nicht mehr finanzierbar ist, mussten wir beispielsweise unser Printprogramm vorübergehend einstellen. Nötige Investitionen (z.B. Reparaturen oder die Anschaffung eines neuen Mischpults oder von DJ-Equipment) sind unter diesen Umständen nicht möglich.

Warum ist das Import Export auf zusätzliche Gelder angewiesen und wie kann ich unterstützen?

Das Import Export ist ein gemeinnütziger Kulturbetrieb, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mittels unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen Grenzen zu überschreiten und Kultur zu vermitteln. Wir wollen Kultur für alle ermöglichen. Weder die Szenezugehörigkeit noch der Kontostand sollen über den Zugang entscheiden. Solidarische Preise sind daher ein Grundpfeiler unserer Philosophie. Solidarische Preise bedeutet aber auch die faire Bezahlung der Beschäftigten und angemessene Gagen für Künstler:innen. Der vermeintliche Widerspruch zwischen den beiden Aspekten ist nicht nur ökonomisch, sondern politisch. Zahlreiche Mitgestalter:innen, Veranstalter:innen und Communities verorten ihre Anliegen, ihre Kultur, ihre Musik im Import Export. Dass dieser Ort für so viele Menschen wichtig geworden ist, macht uns froh. Gemeinsam mit unserem Netzwerk wollen wir auch in Zukunft ein umfangreiches Programm gestalten. Wir versuchen dafür möglichst gute Konditionen zu schaffen. Doch durch steigende Kosten und mangelnde politische Unterstützung sind auch wir gezwungen, weiter einzusparen. Dies widerspricht unserer Idee von guter Arbeit und guten Löhnen. Wir sind nicht bereit, diesen prekären Weg bis zum Ende zu gehen. Gemeinsam wollen wir politische und strukturelle Maßnahmen und Aktionen entwickeln, um Subkultur in dieser Stadt zu ermöglichen.

Damit das Import Export seine Arbeit wie gewohnt fortsetzen kann, sind wir laufend auf Unterstützung von eurer Seite angewiesen. Wir werden immer wieder darauf hinweisen, dass wir ohne diese Unterstützung auf Probleme stoßen werden. Auch die Einnahmen aus unserer Spendenaktion, die nach dem Erreichen des Spendenziels eingegangen sind, kommen zu hundert Prozent dem gemeinnützigen Trägerverein des Import Export zugute. Die Konzipierung des Import Export macht es unmöglich, dass sich Privatpersonen bereichern.
Der Abschluss einer Fördermitgliedschaft in unserem Verein Kunstzentrat e.V. stellt das nachhaltigste Mittel einer Unterstützung dar. Vor allem, wenn es um Planungssicherheit geht, sind Fördermitgliedschaften eine riesige Hilfe. Der Kunstzentrat soll in Zukunft eine wichtigere Funktion einnehmen, um das Import Export transparenter und kollektiver zu gestalten und die Kollaboration mit den Bands, Unterstützer:innen, Freund:innen und Gästen zu stärken.

Reichen öffentliche Fördergelder nicht aus?

Ohne öffentliche Förderung war es schon immer schwierig, Kulturprojekte zu realisieren. Für die sogenannte Hochkultur ist das Verständnis für Fördernotwendigkeit schon lange gegeben. Seit fünf Jahren reichen wir jährlich Anträge auf eine Regelförderung für das Import Export ein. Die Verwaltung unterstützt uns dabei, die Politik sieht die Notwendigkeit dieser Förderung für uns noch nicht. In den letzten beiden Jahren gab es die Bundesmittel „Neustart“, die den Betrieb gerettet haben. Diese Gelder wird es 2023 nicht mehr geben. Sollte die Stadt beschließen, dass wir nicht im nötigen Umfang förderungswürdig sind, stehen wir vor großen Herausforderungen. Dass diese Entscheidung erst Ende des Jahres gefällt wird, macht die Lage noch angespannter. Seit jeher haben wir mit dieser Planungsunsicherheit zu kämpfen.
Aktuell gibt es Vertreter:innen in der Stadtpolitik, die sich für unsere Anliegen im Stadtrat einsetzen. Diese Wertschätzung stimmt uns hoffnungsvoll. Wir vermuten, dass unser Spendenaufruf und eure überwältigende Unterstützung zur Gesprächsbereitschaft der Politik beigesteuert hat.

Was das Import Export sein will (und was nicht)?

Wir glauben daran, dass gerade eine Stadt wie München Räume braucht, die nicht kommerziell ausgerichtet sind. Bei denen Inhalte und soziale Beziehungen wichtiger sind als ökonomische Verwertbarkeit. München benötigt Orte, an denen Experimente gewagt werden, gescheitert werden darf und die ersten künstlerischen Schritte gegangen werden können.
München ist eine reiche Stadt mit großer Wirtschaftskraft. Doch der Wohlstand kommt nicht bei allen an. In kaum einer Stadt sind die Lebenskosten und Mieten so teuer wie in München. Die Verdrängung und Gentrifizierung trifft nicht nur die Subkultur, sondern auch Beschäftigte und Studierende. Es bedarf einer Umverteilung des Reichtums von oben nach unten.

Dies bedeutet, dass wir keine Kooperationen mit der Werbe-, Film- oder Automobilindustrie eingehen, auch wenn es unserer Kasse gut tun würde. Indem wir derartige Kooperationen ablehnen, schützen wir unsere Unabhängigkeit und stellen uns der Gentrifizierung des Stadtteils entgegen. Wir wollen Kunst und Kultur fördern, nicht die Profite der Münchner Konzerne. Diese Forderung richten wir auch an die Stadtpolitik.

Wofür gibt das Import Export Geld aus und wo kommt dieses Geld her?

Damit ihr eine Vorstellung bekommt, welchen stetigen Bedarf wir an finanziellen Mitteln haben, haben wir die anfallenden Kosten für eine typische Kulturveranstaltung im Import Export grafisch aufbereitet. Wir möchten veranschaulichen, aus wie vielen Puzzlestücken sich eine solche Veranstaltung zusammensetzt, wie viele Personen involviert sind und welche Kosten abgedeckt werden müssen. Dazu gehören Sachkosten, etwa für An- und Abfahrt, Unterkunft, Equipment, genauso wie Abgaben an die Gema und die Künstlersozialkasse oder Honorare für Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung, Grafik, Durchführung, Reinigung, Technik und natürlich die Artists. Unterm Strich liegen die Kosten einer solchen Veranstaltung bei etwa 3.000 €.

In diesem Zuge müssen wir den gastronomischen Teil des Import Export ansprechen. Der Mittagstisch und die Bar sind ein eigenständiger Wirtschaftsbetrieb in den Räumen des Import Export. Auch hier gilt unsere Philosophie von möglichst niedrigen Preisen und fairen Löhnen. Und bei unserem Mittagsangebot etwa würde jede:r BWLer:in mit den Augen rollen. Die Kantine ist in erster Linie ein Angebot an den Ort. Es geht uns nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum, einen zentralen Treffpunkt ohne Konsumzwang für die Nutzer:innen auf dem Gelände und für die Nachbarschaft zu schaffen. An den wenigsten Tagen rechnet sich dieses Angebot aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Aus ideologischen Blickrichtungen lohnt es jeden Tag. Ähnlich verhält es sich mit unserem Barbetrieb. Wir stellen nicht die Frage: Was ist das Maximum, was wir für ein Bier verlangen können? Sondern: Was ist der niedrigste noch vertretbare Preis? Der Gewinn aus dem Gastrobetrieb ist gering und wird als erstes in nötige Investitionen gesteckt. Das wenige, was übrig bleibt, fließt als Pacht zu 100 % in den Verein.  Ihr könnt diesen Betrag unter „Eigenmittel“ in den Grafiken finden.

Zu den folgenden Grafiken ist auch anzumerken, dass wir im Kunstzentrat mit extrem geringem Budget arbeiten. Die Situation für Menschen, die in der Kulturbranche arbeiten, ist oft prekär. Die Teams sind in der Regel zu klein, um den Ansprüchen gerecht zu werden und auf Bedürfnisse und Ideen angemessen eingehen zu können. Unbezahlte Überstunden und streckenweise Überlastungen sind die Regel. Ohne ein Riesenmaß an Leidenschaft wäre das alles gar nicht stemmbar.

 

Ausgaben für eine typische Veranstaltung im Import Export

 

Finanzierung einer typischen Veranstaltung