Import Export Open • g.rag / zelig implosion deluxxe • Colossus of the Road

Fr. 02.10.20

Konzert

Beginn: 18:00

Die Konzerte starten pünktlich. Zieht euch was Warmes an, bringt eine Decke mit. Es gibt heißen Tee an der Bar. Das Import Export hat drinnen auf, damit ihr euch aufwärmen könnt.

18 Uhr • Bar & Einlass
18:30 Uhr • Colossus of the Road
19:30 Uhr • g.rag / zelig implosion deluxxe


g.rag / zelig implosion deluxxe

What really needs to be underlined though, is the frenzy around g.rag / zelig implosion deluxxe, a band that has attracted more attention than your usual compartmented scene corners. they connect with audiences in a way that you don’t see often here: it’s tight enough for the mainstream, yet weird enough for the underground.
I am looking forward to what they might be coming up with in the next months-slash-years.
This band is basically the punk b-sides of b-52 but more boyish and with less hair. One of the best bands in town, hands on.
– Emilie Gedron (munichagain.com)

Über das neue Album LAUT LOS (Gutfeeling / VÖ 01.05.2020) von Pico Be
Wüsste es der Pressetexter selbst nicht besser, würde er verlauten, die neue Scheibe von g.rag / zelig implosion deluxxe entstand in Schichtarbeit auf dem Werksgelände einer Fabrikanlage. In Nacht- und Nebelschicht, Made in West Germany, Bavaro–Amerikanischer Sektor. Im Krautland. Im Präteritum.
Wie aus der Fernmeldeanlage einer non-stop durchgetaktet pulsierenden Produktionsstätte dringt eine megaphonisiert verhüllte Stimme durch die verzahnt laufende Betriebsamkeit und verkündet Verse, die nach verwischten Spuren aus Moderne Zeiten oder kryptischen Prophezeiungen aus dem Grammophonzeitalter klingen:
»automation, kommunikation, television – kenn ich schon
animation, korruption, faszination – kommt davon «
Kurz darauf schon gleicht die Stimme den Fetzen einer letzten Warnung aus einer geborgenen Blackbox, während sich die Belegschaft weiter durch den Rhythmus der Stechuhr schiebt – nicht gewahr werdend, dass der Kollaps längst bevorsteht:
»life ain’t easy / if you’re living in the past / if your talk’s input–output / we call it boring boring – that’s da look of da world«
Aber der Pressetexter weiß nichts besser! Weil es nichts besser zu wissen gibt. Vorbei sind die Zeiten, da sich eine Publikation selbsterklärend bis zum Offenbahrungseid mitteilte, um dem freilaufenden Denken der Zuhörer vorauszugreifen: Mit einem Transfix ändern sich Vorzeichen, und alte Information verschwindet! Egal ob feindliche oder arrangierte Übernahme – es kommt die große Baulücke und es gibt keine sichere Bahnhofshalle mehr …
Das ist das Grundrauschen und subtiles Narrativ dieses Albums. Und trotzdem, oder gerade deswegen, haken g.rag/ zelig implosion deluxxe nach, track by track, und eröffnen genau wie auf dem letzten Album Schöner Warten erneut mit einer Begrüßungsfahrt. Und – bei aller Implosion – Wind und Schwung hat diese Fahrt! Der Moog von Prof. Deluxxe gleitet gespentisch leicht auf Zeligs schaukelnden Schienen dahin, die Leinen sind los, g.rag stellt die Weichen, und das Trio ist ein organisches Ganzes.
Und natürlich klingt Laut Los nach der Ästhetik einer versunkenen Moderne, die hierzulande längst abgewrackt und schrottgepresst ist. Schließlich gibt es noch Regionen auf dieser Welt, auf deren Straßen die alten Automobilfabrikate Made in West Germany state of the standard sind. Geht’s Noch? Ja, wenn man will, dann geht’s eben doch! Und Geht’s Noch ist klares Statement gegen jegliche Abschottung, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit …
Schlussendlich weiß jeder Akkord und jeder Schlag auf Laut Los, dass die Welt auf Prekariat gebaut ist, jeder Akkord und jeder Schlag auf Laut Los sucht die Anbindung an sog. Parallel- und Subwelten. Selbst wenn die Musik zu dieser Platte aus keinem halligen Fabrikszenario kommt, vielmehr in einer räumlich eng begrenzten DIY–Werkstatt eingespielt wurde – gefertigt wurde die Platte ja dennoch und tatsächlich in einer Fabrikanlage, deren Maschinen laufen day in day out.
Am Ende implodiert die Platte: Das Stück Laut Los selbst ist natürlich das „leiseste“, verträumt vernebelt verschwindend …
Legende: Laut Los ist die Erweitung von Schöner Warten (2018) und gleichzeitig auch Antithese zu Neue Stadt (2018), dem aktuellen Album von G.Rag & Die Landlergschwister. Wie schon auf dem Debut-Album Tanz No Wave (2016) mit einem Stück von Wire und einem von Palais Schaumburg auf Schöner Warten, enthält Laut Los neben den Eigenkompositionen eine Coverversion aus Postpunk-NoWave-Zeiten: Mit Viel zu Viel von F.S.K. hören wir g.rag nun den jungen Thomas Meinecke interpretieren, und es ist, als würde uns ein Implosionsmotor nach tausenden von Kilometern Laufzeit mit Kolbenfraß wütend anschnauben. g.rag hat sich diese Stücke nicht nur völlig zu eigen gemacht – er lebt in ihnen, verkörpert sie.


Colossus of the Road

Ein Nacht mit den Colossus of the Road, eine elektroakustische Improvisationsmaschiene mit Tobias Laemmert aka Protein (Protein/ Parasyte Woman/ Leroy Band/ SMS) , Leo Hopfinger (Leroy/ Rythm Police/ Das Hobos/ Protein Band/SMS) und Tom Simonetti (mycrotom/ Rythm Police/ DAS Hobos/ Leroy Band/ Protein Band/ SMS)
Bei Colossus of the Road wird das freie Spiel und die Improvisation in den Mittelpunkt der Performance gesetzt. First thought best thought. Die Hingabe zum Moment als spiritueller Akt ins ungewisse.


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Die Veranstaltung wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Bezirksausschuss 4 + 9.


Die Veranstaltung findet nur bei gutem Wetter statt.


Abendkasse

5 €